Berlin – Obwohl Deutschland einen Ruf für Effizienz hat, bleiben Faxgeräte weiterhin im Trend. Laut neuesten Zahlen des digitalen Branchenverbandes Deutschlands verwenden vier von fünf Unternehmen in Europas größter Wirtschaft immer noch Faxgeräte, und ein Drittel tun dies häufig oder sehr häufig.
Aber nun gibt es Fortschritte im Bundestag, dem deutschen Parlament. Die Mitglieder des Parlaments wurden vom Haushaltsausschuss angewiesen, ihre zuverlässigen Faxgeräte bis Ende Juni abzuschaffen und stattdessen offiziell auf E-Mail als Kommunikationsmittel umzusteigen.
Torsten Herbst, Abgeordneter der pro-business Freien Demokraten, macht sich auf den Weg durch den Bundestag und zeigt auf ein Faxgerät nach dem anderen. Er sagt, dass der öffentliche Sektor besonders angetan vom Faxen ist und dass der Eintritt ins Parlament wie eine Zeitreise sei.
Herbst hat die Initiative zur Abschaffung der Faxgeräte im Parlament angeführt und es geschafft, den Haushaltsausschuss von der Sinnhaftigkeit dieser kostensenkenden Maßnahme zu überzeugen. Aber er sagt, dass das Ausschalten der Geräte erst die halbe Miete ist.
„Wenn Sie eine Nachricht mit einem Faxgerät senden, unterschreiben Sie sie, und dann ist sie gültig“, stellt Herbst fest. „Das ist der Unterschied zu E-Mails, die in unserem Rechtssystem nicht den gleichen Status haben.“ Als Mitglied der Regierungskoalition arbeitet Herbst an Gesetzen, um E-Mails zu einer rechtlich bindenden Kommunikationsform zu machen.
Herbst erklärt, dass die hohe rechtliche Stellung des Faxgeräts in Deutschland auf einem weitverbreiteten Misstrauen gegenüber allem basiert, was nicht mit Stift und Tinte auf Papier geschrieben ist. Das Ergebnis ist laut ihm eine übermäßige Bürokratie.
„Wir haben in Deutschland viele Verfahren, bei denen man Papiere ausdrucken oder eine PDF-Datei benötigen soll – und am Ende wird es ausgedruckt, was keinen Sinn macht“, sagt Herbst und schüttelt den Kopf.
Auch die deutsche Armee wurde kürzlich wegen ihrer Abhängigkeit vom Faxgerät kritisiert.
Im März warnte der Internationale Währungsfonds, dass Deutschland, wenn es das Wirtschaftswachstum ankurbeln möchte, Bürokratie abbauen und endlich eine angemessene Digitalisierung vorantreiben muss.
Thorsten Alsleben, Leiter des neoliberalen Think Tanks Neue Soziale Marktwirtschaft Initiative in Berlin, stimmt dem zu. „58 Prozent der von uns befragten Unternehmen geben an, dass sie wegen der Bürokratie nicht in Deutschland investieren möchten“, sagt Alsleben. „Das ist schlimmer als Besteuerung, schlimmer als hohe Energiepreise, schlimmer als alles andere.“
Als Teil einer Kampagne zur Forderung nach weniger Bürokratie hat Alsleben ein „am deutschen Museum“ über Bürokratie eröffnet.
Auf der Ausstellung sind unter anderem ein zehn Fuß hohe Stapel von Akten zu sehen, die den Papierkram darstellen, der für die Installation einer Windturbine benötigt wird. Ein anderes Exponat ist ein Foto von einem Briefkasten mit dem Aufkleber: „Bitte legen Sie hier Online-Formulare ab“.
Alsleben erklärt, dass diese Besessenheit von Bürokratie das Ergebnis einer risikoscheuen Denkweise unter den öffentlichen Bediensteten in Deutschland ist.
„Regierungsbeamte, nicht Politiker, sondern Beamte, sagen: ‚Nein, nein, nein. Wenn wir diese Bürokratie reduzieren, dann könnte dies und das passieren, und das ist zu gefährlich'“, bedauert Alsleben. „Und dann haben alle Angst und sagen: Okay, nein, dann können wir es nicht reduzieren.“
Für manche bedeutet Bürokratie allerdings auch Geschäft. Marcus Schulze betreibt ein Büroausstattungsunternehmen, das einen umfassenden Reparatur- und Wartungsservice für Faxgeräte anbietet.
Er hat das Geschäft vor 30 Jahren von seinem Vater übernommen und sagt, wenn es um Faxgeräte geht, läuft alles wie immer. „Unsere Kunden umfassen Krankenhäuser, Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Gerichtssäle, und so weiter!“, sagt Schulze.
Er zeigt stolz seine umfangreiche Sammlung alter Schreibmaschinen, Telefone, Disketten und Faxgeräte, die nun die Regale seines eigenen Büros schmücken. Er sagt, sie seien nicht nur Dekoration; er vermietet ältere Faxmodelle oft an Filmproduktionsfirmen, die Filme im frühen 1990er Jahren drehen.
Aber auch neuere Modelle sind gefragt – allerdings nicht für fiktive Büros. „Im letzten Jahr erhielten wir eine Bestellung von der Berliner Polizei für 60 brandneue Faxgeräte.“
Schulze sagt, dass viele Kunden glauben, Faxgeräte seien sicherer als E-Mails. Die ausgeprägte Datenschutzmentalität in Deutschland wird oft als Grund dafür genannt, warum viele lieber bar als mit Kreditkarte bezahlen.
Er sagt, das einzige andere Land, das mit Deutschland um seine Liebe zur analogen Technologie konkurriert, sei die andere große Volkswirtschaft Japan – deren Faxgerätehersteller, so sagt er, immer noch die besten seien.
Zurück im Bundestag überprüft Abgeordneter Herbst das Faxgerät des Auswärtigen Ausschusses, bevor er etwas abschickt, um zu sehen, ob es noch verbunden ist. Als das Gerät anfängt zu piepsen und zu zischen, seufzt er und sieht zu, wie das Papier durch das Gerät läuft.
Mit einem Grinsen sagt Herbst, dass das letzte Fax, das er gesendet hat, gerade der Vorschlag war, die Faxgeräte des Parlaments loszuwerden.
Urheberrecht 2024 NPR
Frage 1: Wie viele Unternehmen in Deutschland verwenden immer noch Faxgeräte?
Antwort: Laut den neuesten Zahlen des digitalen Branchenverbandes verwenden vier von fünf Unternehmen in Deutschland immer noch Faxgeräte.
Frage 2: Wurden die Mitglieder des deutschen Bundestags angewiesen, Faxgeräte abzuschaffen?
Antwort: Ja, die Mitglieder des Bundestags wurden vom Haushaltsausschuss angewiesen, ihre Faxgeräte bis Ende Juni abzuschaffen und stattdessen E-Mails als offizielles Kommunikationsmittel zu verwenden.
Frage 3: Warum ist Deutschland immer noch so faxbegeistert?
Antwort: Der öffentliche Sektor in Deutschland verlässt sich besonders stark auf das Faxgerät, da es eine rechtlich bindende Form der Kommunikation ist. In Deutschland gibt es auch ein weitverbreitetes Misstrauen gegenüber digitalen Kommunikationsmethoden.
Frage 4: Warum ist das Faxgerät in Deutschland rechtlich so wichtig?
Antwort: Im deutschen Rechtssystem haben Faxnachrichten einen höheren rechtlichen Status als E-Mails. Das Unterzeichnen und Versenden einer Nachricht per Fax macht sie gültig und bindend.
Frage 5: Wurde die deutsche Armee kürzlich wegen ihrer Abhängigkeit vom Faxgerät kritisiert?
Antwort: Ja, die deutsche Armee wurde wegen ihrer Abhängigkeit vom Faxgerät kritisiert. Der Internationale Währungsfonds und andere Stimmen haben Deutschland aufgefordert, die Digitalisierung voranzutreiben und die Bürokratie abzubauen.
Frage 6: Welche Auswirkungen hat die Bürokratie auf Unternehmen in Deutschland?
Antwort: Laut einer Befragung geben 58 Prozent der Unternehmen an, dass sie aufgrund der Bürokratie nicht in Deutschland investieren möchten. Die Bürokratie wird als größeres Problem angesehen als Besteuerung oder hohe Energiepreise.
Frage 7: Gibt es in Deutschland einen besonderen Fokus auf Datenschutz?
Antwort: Ja, in Deutschland gibt es eine ausgeprägte Datenschutzmentalität, was dazu führt, dass einige Menschen lieber Faxgeräte verwenden, da sie diese als sicherer ansehen als E-Mails.
Frage 8: Welche anderen Länder teilen Deutschlands Begeisterung für das Faxgerät?
Antwort: Japan ist das andere Land, das mit Deutschland um die Liebe zur analogen Technologie konkurriert. Die Faxgerätehersteller in Japan werden als die besten angesehen.
Definitionen
– Haushaltsausschuss: Ein Gremium im deutschen Parlament, das für Haushaltsfragen zuständig ist.
– E-Mails: Elektronische Nachrichten, die über das Internet versendet und empfangen werden.
– Bürokratie: Ein System von Verwaltung und Regelungen, das oft als komplex und zeitaufwendig wahrgenommen wird.
– Datenschutz: Schutz personenbezogener Daten vor unbefugtem Zugriff und Missbrauch.
– Digitalisierung: Der Prozess der Umwandlung analoger Informationen in digitale Formate.
– Rechtssystem: Das System von Gesetzen und Regeln, nach dem ein Land funktioniert.
– Papierkram: Der Verwaltungsaufwand und die bürokratischen Anforderungen im Zusammenhang mit Dokumenten und Formularen.